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Titanenwurz blüht ab heute nur drei Tage im Botanischen Garten Berlin: Sonderöffnungszeit heute bis 24 Uhr

Pressemitteilung vom 7. Juli 2018
Samstag 07. Juli 2018

Größte Stinke-Blume der Welt aus Indonesien zu sehen und zu riechen

Die größte Blume der Welt hat sich heute Nachmittag im Botanischen Garten Berlin begonnen zu öffnen und wird sich bis zum Abend voll entfalten. Die gigantische Blume der Titanenwurz (Amorphophallus titanum) ist eine der spektakulärsten Erscheinungen in der Pflanzenwelt und eine große Seltenheit. Das eigentliche Blühspektakel dauert nur drei Tage. Der erste Blühtag (heute, 7.7.2018) bzw. heute Nacht ist aufgrund des intensiven Aasgeruchs am Spektakulärsten. Bereits am Nachmittag war der Gestank wahrnehmbar. Das tropische Gewächs aus Indonesien ist aktuell im Victoriahaus zu bestaunen. Am heutigen Samstag ist der Botanische Garten Berlin bis 24 Uhr geöffnet, letzter Einlass um 22 Uhr. Ab morgen (Sonntag, 8.7.2018) ist die Titanenwurz täglich von 9 bis 19 Uhr zu sehen. Der Blütenstand maß heute Morgen (7.7.2018) 1,24 Meter von der Erdoberfläche bis zur Spitze. Aktuelle Informationen zur Titanenwurzblüte können unter www.botanischer-garten-berlin.de abgerufen werden.

Direktlink zur Titanenwurzseite
www.bgbm.org/de/Titanenwurz_Amorphophallus_titanum_2018

Pressefotos: www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Titanenwurz

Die Blütenöffnung gerade heute gleicht einem Auftritt der Giganten. Denn die heutige Victorianacht zu Ehren der Riesenseerose Victoria mit Sonderöffnungszeit bis 24 Uhr von Gewächshäusern, Garten und Museum wird nun von dem spektakulären Blütenstand der Titanenwurz gekrönt. Und bietet den Besucherinnen und Besuchern die allerbeste Möglichkeit die nachtblühende Titanenwurz und Victoria Riesenseerose bis zu später Stunde zu besuchen und gleichzeitig zu erleben. Das Victoriahaus im Botanischen Garten wurde Mitte Juni 2018 nach 12-jähriger Schließzeit erst wiedereröffnet und bietet den tropischen Gewächsen allerbeste Kulturbedingungen für ihren Blütenauftritt.

Was ist während der kommenden drei Tage zu sehen und zu riechen?
An jedem der folgenden drei Blühtagen wird die Titanenwurz anders aussehen und ist an jedem Tag sehr sehenswert: Die Pflanze ist ein Nachtblüher und im Laufe des heutigen Nachmittags (7.7.2018) wird sich ein großes Hochblatt (Spatha) vollständig öffnen, welches den großen Kolben (Spadix), einem hochfliegenden Rock gleichend, umgibt. Die Titanenwurz gibt vor allem am ersten Blühtag bzw. der ersten Blühnacht einen intensiven Aasgeruch ab. Der volle Duft wird sich in den Abendstunden entfalten. Im Laufe des zweiten Blühtages (8.7.2018) wird sich das Hochblatt ganz langsam schließen, ein Gestank kann kaum mehr wahrgenommen werden. Im Laufe des dritten Tages (9.7.2018) ist das botanische Schauspiel vorüber: Der Blütenstand beginnt zu welken und allmählich in sich zusammenzufallen. Unter www.botanischer-garten-berlin.de sind weiterhin Fotos dieser Blütenstandsentwicklung abrufbar.

Warum der üble Geruch nach Aas?
Mittels Aasgeruch lockt die Titanenwurz in der Natur Insekten (vermutlich Aaskäfer und Fliegen) durch ein Täuschungsmanöver in den Blütenstand, die für ihre Eiablage einen verwesenden Tierkadaver suchen. Im Blütenstand der Titanenwurz finden die Insekten keinen geeigneten Brutplatz – aber sie bestäuben bei ihrem Besuch die weiblichen Blüten, die nur in der ersten Nacht Pollen aufnehmen können. Erst in der zweiten Nacht öffnen sich die männlichen Blüten und geben ihren Pollen ab – eine perfekte Strategie, um Selbstbestäubung zu verhindern. Damit der Geruchslockstoff besonders gut verströmt, erhöht die Pflanze die Temperatur im Kolben gegenüber der Umgebung und der Blütenstand gleicht einer Geruchsfackel. Während der ersten Nacht ist der Geruch besonders intensiv, danach deutlich geringer.

Riesenblume aus Indonesien
Die Titanenwurz, Amorphophallus titanum, ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Aronstabgewächse. Sie bildet eine unterirdische Knolle aus, die über 100 kg Gewicht erreichen kann. Erst nach mehreren Jahren kann aus der Knolle ein Blütenstand mit einer Größe von bis zu drei Metern hervorgehen. Nach dem Guinness Buch der Rekorde ist es die größte Blume der Welt (Rekord bei 3,10 Meter, Winnipesaukee Orchids in Gilford, New Hampshire, USA, 2010). Die Pflanze wurde in Sumatra (Indonesien) vom italienischen Botaniker Odoardo Beccari 1878 entdeckt. Sie ist in der Natur stark gefährdet, da ihr Lebensraum, der Regenwald, zerstört wird.

Schwierige Kultur
Die Pflanze, die jetzt in Berlin einen Blütenstand hervorbringt, stammt aus einer Nachzucht des Palmengartens Frankfurt von 2003 und geht auf eine am 11.5.1992 in Indonesien, Sumatra, in der Nähe von Padang gesammelte Wildherkunft zurück. Sie weist eine unterirdische Knolle auf, deren Gewicht regelmäßig beim Umtopfen der Pflanze im Ruhestadium gemessen wird. Beim letzten Umtopfen im April 2018 wog die Knolle 13 kg und ist damit noch recht klein – die aktuelle Entwicklung eines Blütenstandes ist also überraschend. Aufgrund des geringen Gewichts der Knolle fällt die finale Blütenstandshöhe der jetzt blühenden Knolle mit 1,24 Metern auch erwartungsgemäß klein aus. Aber sie zeigt alles, was eine Titanenwurzblüte kennzeichnet. Die Kultur der Titanenwurz ist sehr schwierig und eine Blüte somit ausgesprochen bemerkenswert. 2009, 2011, 2015, 2016 und 2017 bildeten andere Exemplare erfolgreich einen Blütenstand aus und wurde von zahlreichen Gästen im Botanischen Garten Berlin bestaunt.

Was wird nach der Blütezeit zu sehen sein?
Die Pflanze entwickelt nur ein einziges großes Laubblatt, welches jedoch mehrere Meter Höhe erreichen kann und einem kleinen Baum ähnelt. Nach bis zu 24 Monaten wird das Blatt eingezogen und die Knolle macht eine Ruhepause, bevor sie erneut ein Laubblatt oder nach mehreren Jahren auch einen neuen Blütenstand austreibt. Sofern der Blütenstand unter Kulturbedingungen nicht bestäubt wurde, lebt die Pflanze vermutlich weiter. Werden jedoch nach künstlicher Bestäubung orangerote Beerenfrüchte ausgebildet (Reife erst nach ca. 8 Monaten), sterben die Pflanzen danach häufig ab.

Große Blume und kleine Blüte
Biologisch betrachtet handelt es sich bei der Titanenwurz um „die größte Blume der Welt“ und nicht um „die größte Blüte der Welt“. Die Blüten der Titanenwurz sind selber recht klein, doch sind mehrere hundert männliche und weibliche Blüten in einem großen kolbenförmigen Blütenstand vereint. Dieser Blütenstand wird insgesamt als „Blume“ bezeichnet, da er bestäubungsbiologisch eine Einheit bildet und wie eine einzige, riesige Blüte funktioniert.

Hinweis für Medien:
Bildmaterial unter (in Kürze auch aktuelles von heute) www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Titanenwurz

Titanenwurz im Botanischen Garten Berlin

  • Eingänge:              Königin-Luise-Platz (Bus 101, X83) und Unter den Eichen (Bus M48)
  • Standort:               Gewächshausanlage, Victoriahaus
  • Geöffnet:              Samstag, 7.7.18 bis 24 Uhr zur Victorianacht (letzter Einlass 22 Uhr);
  • sonst täglich von 9 bis 19 Uhr
  • Eintritt:                   Erwachsene 6 €, ermäßigt 3 €. Ab 17 Uhr: 3 € (nicht bei Victorianacht).
  • Kinder bis 6 Jahren haben Eintritt frei
  • Info:                         www.botanischer-garten-berlin.de
    https://www.bgbm.org/sites/default/files/documents/pr/pm_2018_06_19_vic… - Pressemitteilung zu den Victorianächten

Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin ist einer der drei bedeutendsten Botanischen Gärten weltweit und der größte in Deutschland. Das Gartendenkmal mit einer Vielfalt von 20.000 Pflanzenarten auf dem 43 Hektar großen Gelände zeigt die „Welt in einem Garten“. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung und Wissenschaftseinrichtung mit über 300-jähriger Tradition beschäftigt er über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Lehre. Mehr als 400.000 Besucher pro Jahr belegen die Bedeutung des Botanischen Gartens als wichtigen Erholungs- und Bildungsort der Hauptstadt. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.

Pressekontakt:

Gesche Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin,
Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6–8, 14195 Berlin
Tel. 030 / 838-50134, E-Mail: g.hohlstein@bgbm.org

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