Hepatica nobilis
Das Leberblümchen gehört zu den Frühjahrsblühern in unseren Buchen-und Eichen-, aber auch Nadelmischwäldern. Die Blüten entfalten sich wie ein Strauß inmitten der noch vorhandenen dreilappigen, derben langgestielten Laubblätter des Vorjahres. Die zunächst noch eingerollten neuen Laubblätter schieben sich erst nach der Blütezeit aus dem Zentrum der Rosette heraus. Dieser Wechsel wurde bereits 1853 von Alexander Braun in einem Schema, welches zwei Jahrgänge zusammenfaßt, dargestellt. Es zeigt deutlich den Wechsel von schuppenförmigen Blättern (Niederblättern) in deren Achseln die Blüten stehen und den dreilappigen Laubblättern.
Wie die Anemone-Arten hat auch das Leberblümchen drei, allerdings kleine ganzrandige Hochblätter, die bei dieser Art dicht unterhalb der hellblauen Kronblätter wie ein Kelch stehen und die, auch nachdem die Kronblätter abgefallen sind, die heranreifenden Früchte schützen. Bei der Fruchtreife krümmen sich die Fruchtstiele zu Boden. Der basale, fleischige Teil der Nußfrüchtchen entwickelt sich zu einem Fett und Zucker enthaltenden Anhängsel, das von Ameisen gesammelt wird, wodurch die Früchte verschleppt werden (Myrmekochorie).
Gleich vielen anderen Schattenpflanzen, die im Sommer im tiefen Waldesdunkel gedeihen und dort wenig Licht zur Photosynthese erhalten, ist das Leberblümchen durch reichliches Vorkommen von Anthozyan und eine dadurch bedingte Rot-Violettfärbung auf der Blattunterseite an diesen Lichtmangel angepaßt. Durch Reflexion der von oben einfallenden und das Blattgewebe durchdringenden roten und ultraroten Strahlung an der Anthozyanschicht wird so vermittels von Rezeptorpigmenten der Chlorophyllkörper eine bessere energetische Ausbeute erzielt.