„Bei uns im Botanischen Garten Berlin lagern knapp vier Millionen Herbarbelege. Darunter sind Kostbarkeiten wie Originale von Alexander von Humboldt oder Typusexemplare neu entdeckter Arten. Die ‚Herbonauten‘ helfen uns, diese Belege zu digitalisieren. Manche ‚Herbonauten‘ begleiten uns schon seit Jahren und einige kennen wir sogar persönlich. Jetzt haben wir die Marke von 1,5 Millionen Einträgen geknackt. Das ist ein riesiger Erfolg“, so Anton Güntsch, Leiter des neuen Zentrums für Biodiversitätsinformatik und Sammlungsdatenintegration am Botanischen Garten Berlin.
Wissenschaftliche Sammlungen von Herbarbelegen sind ein elementarer Bestandteil der biologischen Forschung. Durch das Aufsammeln, Haltbarmachen und die sorgfältige Dokumentation von z.B. Herkunft, Bestimmung und Sammler*innen auf den Etiketten der Pflanzen werden wichtige Informationen zugänglich gemacht. Die Digitalisierung der Daten ermöglicht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt, auf das in ihnen enthaltene Wissen zuzugreifen. Durch das Engagement der „Herbonauten“ wächst dieses digitalisierte Wissen jeden Tag ein Stückchen weiter. Konkret geht es bei dem Projekt darum, beispielsweise Handschriften aus dem 19. Jahrhundert zu entziffern oder wenig bekannte Orte in geographischer Detektivarbeit zu ermitteln – erst wenn alle Daten entschlüsselt und komplett sind wird der Beleg in die Datenbanken eingestellt und kann so etwa für die Forschung zum Artenschutz herangezogen werden.
„Indem wir beispielsweise die weltweiten Fundorte einer Art vergleichen, können wir Rückschlüsse über Veränderungen in unserer Umwelt ziehen. Dadurch erlangen wir entscheidende Erkenntnisse zur Erhaltung der Artenvielfalt. Das Engagement der ‚Herbonauten‘ liefert einen wichtigen Beitrag zu Digitalisierung und Erschließung biologischer Sammlungen weltweit. Und das Tolle an dem Projekt ist: Alle können mitmachen und wir freuen uns sehr, wenn die Herbonauten-Community weiter wächst“, sagt Dr. Robert Lücking, Leiter der Abteilung „Evolution und Biodiversität“ am Botanischen Garten Berlin.
Aktuell starten die „Herbonauten“ ihre bisher größte Mission. Dabei gilt es, etwa 80.000 Etiketten der sogenannten Frahm-Sammlung zu erfassen. Der Namensgeber ist der Mooskundler Dr. Jan-Peter Frahm, der im Laufe seiner mehrere Jahrzehnte währenden wissenschaftlichen Karriere eine umfassende Moossammlung zusammengetragen hat. „Diese Mission muss bis Ende Oktober erfüllt sein. Das ist mehr als sportlich. Daher rufen wir alle Interessierten auf, sich zu beteiligen!“, sagt Lücking abschließend.
Weitere Informationen: www.herbonauten.de
Wer sind die Herbonauten?
Das Herbarium des Botanischen Gartens Berlin ist eines der größten weltweit. Die ältesten Belege stammen aus dem Jahr 1700. Belege der Expeditionen von Humboldt, Chamisso oder den Cookschen Weltumsegelungen zählen mit zu den berühmtesten. Der Botanische Garten Berlin hat sich das Ziel gesetzt, diese wertvollen Sammlungs-Informationen barrierefrei allen digital zugänglich zu machen. „Die Herbonauten“ sind eine Online-Community, die dabei hilft, Informationen auf Herbarbelegen zu entziffern und in eine Datenbank zu übertragen, z.B. wo wurde die Pflanze gesammelt und an welchem Tag. Hierzu können sich die Mitglieder in einem Forum austauschen. Ist der Beleg von zwei „Herbonauten“ geprüft, werden die Informationen einer größeren Forschergemeinschaft zugänglich gemacht. Es gibt unterschiedliche „Missionen" zu verschiedenen Pflanzengruppen. Die Herbonauten werden gefördert vom Verein der Freunde des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem e. V.
Wer kann mitmachen?
Interessierte können sich ganz einfach unter www.herbonauten.de anmelden oder eine Nachricht an herbonauten@bo.berlin schreiben.
Pressefotos (zum Download):
- Herbaretiketten im Botanischen Garten Berlin mit Bürgerunterstützung entziffern (© Herbar, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin)
- Typus-Beleg Königsfarn / Alexander von Humboldt / Herbarium Berolinense im Botanischen Garten Berlin (© Herbar, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin)
- Pflanzenbelege im Willdenow-Herbar / Alexander von Humboldt / Herbarium Berolinense im Botanischen Garten Berlin (© Christiane Patić)
Der Botanische Garten Berlin ist BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik. Ein einzigartiger Ort, der Botanik in allen Facetten erlebbar macht. Mit einer Vielzahl von nahezu 20.000 Pflanzenarten ist der Botanische Garten Berlin der größte in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten weltweit. Auf 43 Hektar Freigelände und in fünfzehn Gewächshäusern erhalten Besucherinnen und Besucher faszinierende Einblicke in die Welt der Botanik. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung und Ort der Wissensgenerierung und -vermittlung beschäftigt der Botanische Garten mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzigartige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.
Pressekontakt:
Anton Güntsch, Leiter Zentrum für Biodiversitätsinformatik und Sammlungsdatenintegration
Botanischer Garten Berlin
BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik Freie Universität Berlin
Tel. 030 / 838 – 50166
Mail: a.guentsch@bo.berlin
Dr. Robert Lücking, Leiter der Abteilung „Evolution und Biodiversität“
Botanischer Garten Berlin
BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik Freie Universität Berlin
Tel. 030 / 838 – 56 350
Mail: r.luecking@bo.berlin
Alexandra Jakob, Pressesprecherin
Botanischer Garten Berlin
BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik Freie Universität Berlin
Tel. 030 / 838 – 72375
Mail: a.jakob@bo.berlin
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