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Wenn das Alpenveilchen auszieht

Freitag 17. Februar 2023

Mit seinen mehr als 1.100 Pflanzen gehört das Mittelmeerhaus zu einem der Publikumslieblinge im Botanischen Garten Berlin. Die beiden gläsernen Türmchen und die Jugendstilelemente haben es darüber hinaus längst zum Wahrzeichen der Einrichtung gemacht. Doch wer das mediterrane Gewächshaus besuchen möchte, muss sich beeilen. Denn der 1904 fertiggestellte Bau ist dringend sanierungsbedürftig. Im Spätsommer schließen sich hier für mindestens zwei Jahre die Türen.

„Nach dem Großen Tropenhaus und dem Victoriahaus ist jetzt das Mittelmeerhaus mit der Grundsanierung an der Reihe. Natürlich bedauern wir, dass wir das Haus dafür so lange schließen müssen. Aber am Ende können wir den Besucherinnen und Besuchern nicht nur einen Ort präsentieren, an dem die Vielfalt der Pflanzenwelt des Mittelmeerraums zeitgemäß vermittelt wird, sondern auch ein Mittelmeerhaus, das in Sachen Energieeffizienz auf dem neuesten Stand ist“, sagt Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin.

Beseitigt werden unter anderem Korrosionsschäden am Stahltragwerk und Schäden an den Stehwandfenstern. Auch die Treppentürme und die historischen Holzfenster müssen saniert werden. Die Fassade entspricht – energetisch betrachtet – nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Sämtliche Dachbereiche müssen erneuert werden. All das unter Beachtung des Denkmalschutzes, denn das Mittelmeerhaus ist ein architektonisches Juwel, bei dem sehr viele der originalen Elemente noch heute vorhanden sind. Insgesamt sind etwa 24 Millionen Euro für die denkmalschutzgerechte und energetische Sanierung des Mittelmeerhauses erforderlich. Bauherr ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Berlin.

„Ein solches Projekt wäre ohne die vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen hier am Botanischen Garten und von der Technische Abteilung der Universität sowie in der Senatsverwaltung, gar nicht möglich. Dafür sind wir sehr dankbar,“ betont Thorsten Laute, Leiter des Gartenbetriebs des Botanischen Gartens Berlin. Die Vorbereitungen laufen längst auf Hochtouren. Die gerade drängendste Aufgabe lautet: Wohin mit den vielen Pflanzen? Dabei muss für kleine Pflanzen wie Alpenveilchen (Cyclamen persicum) eine genauso passende Lösung gefunden werden wie für die große Schmalblättrige Steinlinde (Phillyrea angustifolia). Auch die Gärtnerinnen und Gärtner des Botanischen Gartens lässt der Umzug der Pflanzen nicht kalt. „Jedes Mal, wenn wir eines unserer Gewächshäuser schließen müssen, tut es uns in der Seele weh“, sagt Maria Malolepsy, Gartenbereichsleiterin der Kalthäuser, zu denen auch das Mittelmeerhaus gehört. „Aber glücklicherweise haben wir ja inzwischen Erfahrung mit dem Umsetzen und Auslagern der Pflanzen. Das ist eine echte Herausforderung und erfordert eine ausgeklügelte Logistik.“

Das große Ausräumen des Mittelmeerhauses beginnt im Spätsommer. Dabei werden einige der Großgehölze wie der etwa vier Meter hohe Kreta-Ahorn (Acer sempervirens) oder der Westliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo) von einer Berliner Baumschule balliert und gekübelt. Das heißt, die Wurzelballen werden mit einem Spaten oder einer Ballenstechmaschine vorsichtig aus dem Boden gegraben und in einen Kübel verpflanzt. Dann kommen sie ins Überwinterungshaus. Andere, zum Beispiel die vier Meter große Steineiche (Quercus ilex), bekommen einen neuen Platz im Freiland des Gartens. Hilfreich bei dem Umzug ist, dass jede Pflanze im Botanischen Garten akribisch dokumentiert ist. „Wir wissen zum Beispiel genau, woher welcher Strauch oder welcher Baum stammt und wie alt er ist. Denn die Pflanzen sollen ja nicht nur für die Besucherinnen und Besucher schön anzusehen sein, sondern sind die Grundlage für unsere wissenschaftliche Arbeit“, erläutert Gerald Parolly, Kustos für Mediterrane und Temperate Lebendsammlungen. Und diese Arbeit geht natürlich auch während der Umbauphase weiter.

Bis Anfang kommenden Jahres muss das Mittelmeerhaus leergeräumt sein. Dann starten die Bauarbeiten und dauern voraussichtlich zweieinhalb Jahre. Direktor Thomas Borsch blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich freue mich schon jetzt, wenn wir 2027 unser neues altes Mittelmeerhaus eröffnen und den Besucherinnen und Besuchern wieder ein eindrucksvolles Bild der mediterranen Vegetation vermitteln können. Bis dahin rate ich allen: Kommen Sie noch einmal hier vorbei! Gerade wenn es draußen grau und ungemütlich ist, ist es im Mittelmeerhaus am schönsten. Hier findet sich immer ein Platz zum Auftanken, und es macht einfach Vorfreude auf den Frühling.“

Pressefotos (zum Download):
Das Mittelmeergewächshaus
Frühling im Mittelmeergewächshaus

Der Botanische Garten Berlin ist BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik. Ein einzigartiger Ort, der Botanik in allen Facetten erlebbar macht. Mit einer Vielzahl von nahezu 20.000 Pflanzenarten ist der Botanische Garten Berlin der größte in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten weltweit. Auf 43 Hektar Freigelände und in fünfzehn Gewächshäusern erhalten Besucherinnen und Besucher faszinierende Einblicke in die Welt der Botanik. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung und Ort der Wissensgenerierung und -vermittlung beschäftigt der Botanische Garten mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzigartige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.

Alexandra Jakob,
Pressesprecherin

Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin (BO Berlin)
Tel. 030 / 838 - 72375
a.jakob@bo.berlin

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