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Titanenwurz blüht ab heute nur drei Tage in Berlin: 1.-3. Juli 2017

Größte Stinke-Blume der Welt aus Indonesien im Botanischen Garten Berlin zu sehen und zu riechen / Pressemitteilung vom 1.7.2017
Samstag 01. Juli 2017

Die größte Blume der Welt hat sich heute Mittag im Botanischen Garten Berlin begonnen zu öffnen und wird sich im Laufe des Nachmittags voll entfalten. Die gigantische Blume der Titanenwurz (Amorphophallus titanum) ist eine der spektakulärsten Erscheinungen in der Pflanzenwelt und eine große Seltenheit. Das eigentliche Blütenspektakel dauert nur drei Tage. Der erste Blühtag (heute, 1.7.2017) ist aufgrund des intensiven Aasgeruchs am Spektakulärsten. Der Blütenstand maß heute Mittag (1.7.2017) 1,20 Meter von der Erdoberfläche bis zur Spitze. Aktuelle Informationen zur Titanenwurzblüte können unter www.botanischer-garten-berlin.de abgerufen werden. Das tropische Gewächs aus Indonesien ist aktuell im Gewächshaus B (Aronstabgewächse, direkt neben dem Großen Tropenhaus) zu bestaunen täglich von 9 bis 19 Uhr.

Direktlink zur Titanenwurzseite
www.bgbm.org/de/Titanenwurz_Amorphophallus_titanum_2017

Pressefotos www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Titanenwurz

Was ist während der kommenden drei Tage zu sehen und zu riechen?
An jedem der folgenden drei Blühtagen wird die Titanenwurz anders aussehen und ist an jedem Tag sehr sehenswert: Die Pflanze ist ein Nachtblüher und im Laufe des heutigen Nachmittags (1.7.2017) wird sich ein großes Hochblatt (Spatha) vollständig öffnen, welches den großen Kolben (Spadix), einem hochfliegenden Rock gleichend, umgibt. Die Titanenwurz gibt vor allem am ersten Blühtag bzw. der ersten Blühnacht einen intensiven Aasgeruch ab. Der volle Duft wird sich jedoch in den Abendstunden entfalten. Im Laufe des zweiten Blühtages (2.7.2017) wird sich das Hochblatt ganz langsam schließen, ein Gestank kann kaum mehr wahrgenommen werden. Im Laufe des dritten Tages (3.7.2017) ist das botanische Schauspiel vorüber: Der Blütenstand beginnt zu welken und allmählich in sich zusammenzufallen. Unter www.botanischer-garten-berlin.de sind weiterhin Fotos dieser Blütenstandsentwicklung abrufbar.

Warum der üble Geruch nach Aas?
Mittels Aasgeruch lockt die Titanenwurz in der Natur Insekten (vermutlich Aaskäfer und Fliegen) durch ein Täuschungsmanöver in den Blütenstand, die für ihre Eiablage einen verwesenden Tierkadaver suchen. Im Blütenstand der Titanenwurz finden die Insekten keinen geeigneten Brutplatz – aber sie bestäuben bei ihrem Besuch die weiblichen Blüten, die nur in der ersten Nacht Pollen aufnehmen können. Erst in der zweiten Nacht öffnen sich die männlichen Blüten und geben ihren Pollen ab – eine perfekte Strategie, um Selbstbestäubung zu verhindern. Damit der Geruchslockstoff besonders gut verströmt, erhöht die Pflanze die Temperatur im Kolben gegenüber der Umgebung und der Blütenstand gleicht einer Geruchsfackel. Während der ersten Nacht ist der Geruch besonders intensiv, danach deutlich geringer.

Riesenblume aus Indonesien
Die Titanenwurz, Amorphophallus titanum, ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Aronstabgewächse. Sie bildet eine unterirdische Knolle aus, die über 100 kg Gewicht erreichen kann. Erst nach mehreren Jahren kann aus der Knolle ein Blütenstand mit einer Größe von bis zu drei Metern hervorgehen. Nach dem Guinness Buch der Rekorde ist es die größte Blume der Welt (Rekord bei 3,10 Meter, Winnipesaukee Orchids in Gilford, New Hampshire, USA, 2010). Die Pflanze wurde in Sumatra (Indonesien) vom italienischen Botaniker Odoardo Beccari 1878 entdeckt. Sie ist in der Natur stark gefährdet, da ihr Lebensraum, der Regenwald, zerstört wird.

Schwierige Kultur
Die Pflanze, die jetzt in Berlin einen Blütenstand hervorbringt, stammt aus einer Nachzucht des Palmengartens Frankfurt von 2003 und geht auf eine am 11.5.1992 in Indonesien, Sumatra, in der  Nähe von Padang gesammelte Wildherkunft zurück. Sie weist eine unterirdische Knolle auf, deren Gewicht regelmäßig beim Umtopfen der Pflanze im Ruhestadium gemessen wird. Beim letzten Umtopfen im April 2017 wog die Knolle 18 kg und ist damit noch recht klein – die aktuelle Entwicklung eines Blütenstandes ist also überraschend. Aufgrund des geringen Gewichts der Knolle fällt die finale Blütenstandshöhe der jetzt blühenden Knolle mit 1,20 Metern auch erwartungsgemäß klein aus. Aber sie zeigt alles, was eine Titanenwurzblüte kennzeichnet. Die Kultur der Titanenwurz ist sehr schwierig und eine Blüte somit ausgesprochen bemerkenswert. 2009, 2011, 2015 und 2016 bildeten andere Exemplare erfolgreich einen Blütenstand aus und wurde von zahlreichen Besuchern im Botanischen Garten Berlin bestaunt.

Was wird nach der Blütezeit zu sehen sein?
Die Pflanze entwickelt nur ein einziges großes Laubblatt, welches jedoch mehrere Meter Höhe erreichen kann und einem kleinen Baum ähnelt. Nach bis zu 24 Monaten wird das Blatt eingezogen und die Knolle macht eine Ruhepause, bevor sie erneut ein Laubblatt oder nach mehreren Jahren auch einen neuen Blütenstand austreibt. Sofern der Blütenstand unter Kulturbedingungen nicht bestäubt wurde, lebt die Pflanze vermutlich weiter. Werden jedoch nach künstlicher Bestäubung orangerote Beerenfrüchte ausgebildet (Reife erst nach ca. 8 Monaten), sterben die Pflanzen danach häufig ab.

Große Blume und kleine Blüte
Biologisch betrachtet handelt es sich bei der Titanenwurz um „die größte Blume der Welt“ und nicht um „die größte Blüte der Welt“. Die Blüten der Titanenwurz sind selber recht klein, doch sind mehrere hundert männliche und weibliche Blüten in einem großen kolbenförmigen Blütenstand vereint. Dieser Blütenstand wird insgesamt als „Blume“ bezeichnet, da er bestäubungsbiologisch eine Einheit bildet und wie eine einzige, riesige Blüte funktioniert.

Titanenwurz im Botanischen Garten Berlin

  • Eingänge: Königin-Luise-Platz (Bus 101, X83) und Unter den Eichen (Bus M48)
  • Standort: Gewächshausanlage, Haus B (Aronstabgewächse)
  • Geöffnet: täglich von 9 bis 19 Uhr (Gewächshäuser)
  • Eintritt: Erwachsene 6 €, ermäßigt 3 €. Ab 17 Uhr: 3 €. Kinder bis 6 Jahren haben Eintritt frei
  • Info: www.botanischer-garten-berlin.de

Pressekontakt:

Gesche Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin,
Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6–8, 14195 Berlin
Tel. 030 / 838-50134, E-Mail: g.hohlstein@bgbm.org

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