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Flechten galten lange als eine rätselhafte Pflanzengruppe, bis S. Schwendener(1829-1919) 1867 entdeckte, dass es Pilze sind, die in ihrem Hyphengeflecht Algen wachsen lassen und sich dadurch wie die echte Pflanzen vom Sonnenlicht ernähren können. Flechten sind das Ergebnis einer Symbiose, einer Lebensgemeinschaft zu beiderseitigem Nutzen, zwischen Algen und Pilzen.
Schnittmodell einer Flechte (Algenzellen - grün, Pilzhyphen - farblos, rund bzw. schlauchförmig). | Flechten auf einem Kirschbaumast |
Für den Partner dieser symbiontischen Lebensgemeinschaft, der die Photosynthese betreibt - die Alge, ist es erforderlich, dass Flechten an ausreichend dem Sonnenlicht ausgesetzten Stellen wachsen: Auf Erde an offene Stellen, an Baumästen und -stämmen, viele auf Steinen, Felswänden und Gemäuern, und manche sogar auf (langlebigen) Blätter.
Im Laufe der Evolution haben Flechten sehr unterschiedliche Formen angenommen, meist krustenförmig aber auch blättrig oder strauchig bis bärtig.
Die einfache Struktur macht die Flechten anfällig für Umwelteinflüsse. Sie sind sehr wählerisch, was die Standortwahl angeht und reagieren empfindlich auf Verschattung oder gar Schadstoffe. Dies macht sich der Mensch zu Nutze: Flechten zeigen z.B. Luftschadstoffbelastungen durch Schwefeloxid oder Stickstoffverbindungen und die Degradierung von Naturräumen an.
Andere Nutzungen gehören der Vergangenheit an: Als Nahrungsmittel sind sie aufgrund ihres geringen Nährwertes weniger geeignet. Als Färbemittel für Bekleidung wachsen sie zu langsam und verblassen zu schnell. Lediglich Rentiere oder Karibus der nördlichen Hemisphäre nutzen Flechten als willkommenes und ihr Überleben sicherndes Winterfutter.
In der japanischen und chinesischen Küche werden Flechte auch heute noch verarbeitet - teuer, aber sicherlich Geschmacksache.